Viele gute Alben stapeln sich hier, darum ist es mal wieder an der Zeit für ein paar ShortCuts. Diesmal wurde in die neuen Alben von R. A. The Rugged Man, Talib Kweli, Kool DJ GQ, Symbiz Sound, Aceyalone, Kid Cudi, Watsky (ZoomLab-Tip des Monats) und Dexter reingehört!
R.A. The Rugged Man liefert mit Legends Never Die sein zweites Studio-Album ab. Aufgewachsen im zerrütteten Elternhaus, mit 12 Fing er an zu rappen, Vertrag mit Jive-Records, die weigerten sich dann aber, sein Album zu veröffentlichen, nachdem er bei einer Vorstellung auf die Bühne pinkelte. Bühnenshows, die hart außer Kontrolle gerieten, sorgten später für ein Auftrittsverbot in den USA. Man kann sagen, der Kerl ist irre, irre gut. Beatauswahl, Flow, Inhalt, Artwork, Gäste, es gibt einfach auf der gesamten Länge kein Grund zum meckern. Es hat sich gelohnt, das er nicht aufgegeben hat. Kollabos mit dem Wu-Tang Clan, Mobb Deep, Notorious B.I.G., auf allen Rawkus Soundbombing Samplern findet man Ihn genau so wie auf den WWF Aggression Compilations. Zwei Jahrzehnte nach dem Beginn seiner Kariere, nachdem er verbannt, vergessen und für tot erklärt wurde, ist er wieder da. Besser denn je! Legends Never Die!
Gut, ein Klassiker ist, oder wird Prisoner Of Conscious von Talib Kweli jetzt nicht, dafür ist es aber ein grundsolides Rap-Album, das hier und da etwas zu soft geraten ist. Und wenn dann so ein Brecher wie Upper Echelon dazwischen knallt, hört es sich im Gesamtbild schon etwas komisch an. Dennoch, Talib Kweli ist ein großartiger Lyriker, er engagiert sich sowohl im sozialen Bereich, als auch auf politischer Ebene und er hat an diesem Album am längsten gearbeitet. Der Entstehungsprozess ist eine dreijährige Reise durch neue Vibes und ungewöhnlich Kollabos (Miguel, Kendrick Lamar, Curren$y, Nelly, Busta Rhymes und viele mehr). Produziert wurde es unter anderem von J Cole, RZA, Harry Fraud, Symbolic One und Sean C & LV. Hörbar!
Herrlich frisch kommt Aceyalone auf Leanin´ on Slick um die Ecke, dezent grauer Bart, Hut, Brille, etwas Rum, etwas qualmendes, dazu Beats vom Produzenten Bionic, die so eine derbe Live-Atmosphäre rüberkommen lässt, die sich mit Aceyalones Reimen perfekt ergänzt. Dazu Gäste wie der Genregrenzen-Ignorierer Cee Lo Green, Daniel Merriweater oder Treasure Davis sowie Produzent und Sänger Bionik. Der energiegeladene Sound mit B-Boy-Charakter gepaart mit Aceyalones Raps lässt einen das Album von Anfang bis Ende durchhören, nur um danach gleich noch mal auf Play zu drücken. Muss man loben, muss man sich kaufen!
Dexter liefert mit The Trip sein zweites, lang erwartetes Album ab. Das er mit seiner Musik ganz oben mit mischt, hat er schon bewiesen, egal ob mit Produktionen für Casper oder Cro, jetzt spielt er mit der Psychedelic-Rock-Ära der späten 60er Jahre rum. Er erklärte, das er fast jede Musik aus den späten 60ern mag. Damals sei alles explodiert, Kunst, Film oder eben Musik. Mit The Trip wollte er diesen Vibe ins Jetzt holen. Und verdammt ja, es ist immer noch Hip-Hop, nur klingt er eben mal anders als das, was 80 % der Beat-Maker da draußen schustern. Steigt in Dexters virtuellen VW-Bus ein und lasst Euch via Fluxkompensator ins Jahr 1968 beamen. Abgefahren gut!
Kool DJ GQ meldet sich zu Wort, oder zur Zahl – 2012. War es bei Dexter noch alles anders, ist es hier eher alles gleich, glänzt er zwar mit Gästen wie Dendemann, Laas Unltd., Olli Banjo, Plan B, Tone, Nico Suave, Pal One und einige mehr, aber die Produktionen klingen eher nach gutem Standart. Auch wenn es sehr gut anfängt, wird es schnell poppig und langweilig. Schade, denn die Namen der Gäste sind wirklich vielversprechende, aber das Ergebnis ist eher mau.
Was durchgedrehtes liefern dann die deutsch-koreanischen Produzenten-Brüder Buddsym und ChrisImbiss aka Symibz Sound ab. Wo andere Ihre Grenzen bei Global Bass, Dancehall, Reggae, Trap, Hip Hop oder Dubstep finden, rührt sich das Berliner Duo aus diesen Ingredienzien eine ganz eigene Melange zusammen. Kreativ ist das, keine Frage, abgefahren auch, irgendwie. Aber ich kann mir vieles einfach nicht anhören. Es nervt sehr schnell, so das sich mein Finger fast im Takt auf der Skip-Taste bewegt. Mag man, oder eben nicht. Einfach mal reinhören und selber ein Bild von machen.
Kid Cudi also, Indicut, hier und da hört man Stimmen, die vom schlechtesten Rap-Album sprechen, das würde ich jetzt nicht unterschreiben, weil ich es meiner Meinung nach kein reines Rap-Album ist. Man kann es überall einordnen, aber nicht in eine Schublade stecken und genau darum funktioniert es. Zumindest streckenweise. Unfuckwittable oder auch Just what I am ft. King Chip sind einfach großartige Tracks. Zum Ende sollten Suizid-gefärdete Menschen eher ausschalten, ansonsten entwickelt sich Indicut zu Ihrem ganz persönlichen Baumel-Soundtrack, Indicut ist halt anders und doch ist es gleich, es ist abgefahren und gut. Es gibt Höhen und Tiefen, doch, ich feier es!
Und der Top-Tip am Ende: Er ist Rapper und Slam Poet und wird als einer der heißesten Newcomer der US-HipHop Szene gehandelt. Watsky! Auf seinem Album Cardboard Castles gibts kleine Alltags-Geschichten mit witzigen Metaphern, vorgetragen mit viel Gefühl. Und wenn er auf dem gleichen Sample von The Delfonics (Missy Elliot / Sock it to me) Busta Rhymes rein geschwindigkeitsmäßig mal eben überholt, ist eh alles zu spät. Ein paar Uptempo-Nummern später nickt der Kopf immer noch, es gibt viele Sample-Lastige Beats, vieles, das sich stark nach Live-Musik anhört, man hört einen hungrigen Watsky, der hier und da an einen jungen Eminem erinnert. Cardboard Castles erscheint am 17.06 und sollte man auf jeden Fall auf dem Schirm behalten. Ein gutes Album! 200 Millionen Views bei YouTube sprechen eine deutliche Sprache! Eine ZoomLab-Empfehlung. Verdient!