Reingeschaut: Berlin Alexanderplatz

25. Januar 2021
6 Min. Lesezeit
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Berlin Alexanderplatz5 Kapiteln und einem Epilog

Berlin Alexanderplatz, dieser Film liegt schon eine ganze Weile hier und wartete darauf, geschaut zu werden. Es war aber einfach zu viel los hier, doch am letzten Wochenende habe ich es endlich geschafft und habe mir das Werk von Regisseur Burhan Querbani, welches fast 3 Stunden (Fünf Kapitel und einen Epilog) geht, angesehen und bin absolut begeistert.

Mit diesem Film zeichnet Qurbani ein Großstadtporträt, welches den Nerv der Zeit trifft. Der Film Berlin Alexanderplatz ist eine Neuinterpretation von Alfred Döblins gleichlautenden Klassiker aus dem Jahr 1929. Bereits im Vorspann steht „Frei nach dem Jahrhundertroman“ und damit legen die Macher des Films die Messlatte ziemlich hoch.

Es geht um Verbundenheit, Verrat, Vertrauen und Niedertracht und mit Welket Bungué (Francis) und Alrecht Schuch (Reinhold) besetzt er die beiden Hauptrollen nahezu perfekt. Jella Haase (Mieze) setzt dem ganzen dann die Krone auf. Ein kraftvolles und mitreißendes Drama um drei Seelen in Berlin.

Berlin Alexanderplatz
Worum geht es?

1. Kapitel:

Der 30-jährige Francis aus Guinea-Bissau macht sich mit seiner Geliebten Ida auf die illegale Überfahrt von Westafrika nach Europa. Als das Flüchtlingsboot nachts auf dem Mittelmeer in einen Sturm gerät und kentert, muss er Ida von sich wegstoßen und dem sicheren Tod durch Ertrinken überlassen, um sich selbst zu retten. Francis erwacht als einziger Überlebender an einem Strand in Südeuropa. Er schwört zu Gott, fortan ein anständiger Mensch zu werden.

Francis verschlägt es nach Berlin, wo er in einem Flüchtlingsheim unterkommt und mit anderen Asylbewerbern ohne Papiere und Arbeitserlaubnis auf einer Baustelle am Berliner Alexanderplatz anheuert. Als bei einem Arbeitsunfall ein Kollege schwer verletzt wird und Francis diesen zur Sicherheit von der Baustelle entfernt ablegt, verliert er seinen Job. Der befreundete Ottu verrät Francis an den Vorarbeiter, um die Weiterbeschäftigung der übrigen Schwarzarbeiter nicht zu gefährden. Der wütende Francis attackiert daraufhin Ottu und verletzt ihn schwer. Er flüchtet von der Baustelle, im Glauben Ottu getötet zu haben. Francis zieht verloren durch die nächtliche Stadt und betrinkt sich.

2. Kapitel:

Nach der Tat kann Francis nicht mehr ins Flüchtlingsheim zurückkehren. Er wendet sich an den ihm aus dem Heim bekannten Deutschen Reinhold, der die afrikanischen Bewohner zum Drogendealen im Volkspark Hasenheide zu überreden versucht hatte. Der neurotische Reinhold nimmt den gutmütig-naiven Francis in seiner Wohnung auf und versucht, ihn für seine illegalen Geschäfte einzuspannen. Zwischen den beiden Männern entwickelt sich eine intensive, aber auch zwanghafte und zerstörerische Freundschaft. Der sexsüchtige und bindungsgestörte Reinhold lädt die Frauen, die er aufreißt und später wieder loswerden will, bei Francis ab. Francis wiederum weigert sich, Drogen im Park zu verkaufen. Er erklärt sich aber dazu bereit, die Männer im Park mit Essen zu versorgen. Dabei macht er die Bekanntschaft von Reinholds Chef Pums, den er mit Tipps zur besseren Motivation der Dealer beeindrucken kann.

Francis, der mittlerweile von Reinhold auf den Namen Franz „getauft“ wurde, lernt während einer nächtlichen Party die afrodeutsche Clubbesitzerin Eva kennen. Beide verlieben sich ineinander. Francis folgt nun Reinhold nicht mehr bedingungslos und wagt, ihn zu kritisieren. Nachdem sich beide an einem Raubüberfall der Drogenbande auf ein Juweliergeschäft beteiligt haben, versucht Reinhold Franz zu töten, indem er ihn auf der Flucht aus dem fahrenden Auto wirft.

3. Kapitel:

Franz wacht im Krankenhaus auf und muss zu seinem Entsetzen feststellen, dass er seinen linken Unterarm verloren hat. Er weigert sich, Eva die Wahrheit zu sagen, die Reinhold gemeinsam mit ihrer Partnerin Berta aus dem Verkehr ziehen will. Beide bringen ihn zur Genesung in der Wohnung von Mieze unter, die unter dem Namen „Kitty“ als Edelprostituierte tätig ist.

Trotz anfänglicher Differenzen verlieben sich Mieze und Franz ineinander. Als er zu verbluten droht, rettet ihm Mieze das Leben. Franz wiederum nimmt gemeinsam mit Mieze an einem Freier Rache, der sie mit K.-o.-Tropfen betäubt hatte. Er wird schon bald ihr Zuhälter und schlägt das Angebot von Eva aus, in eine Wohnung in ihrer Nähe umzuziehen. Als Franz Reinhold in seiner Wohnung überfällt, unterlässt er es, Rache an ihm zu nehmen. Reinhold gesteht Franz, ihn aus Eifersucht auf die Beziehung mit Eva aus dem Wagen gestoßen zu haben.

4. Kapitel:

Franz kehrt zu Reinhold zurück und soll schon bald die Drogengeschäfte in der Hasenheide übernehmen, die er vor Mieze geheimhält. Gleichzeitig versucht er seine Geliebte davon zu überzeugen, ihre Arbeit als Prostituierte aufzugeben. Pums beginnt Franz gegenüber Reinhold vorzuziehen. Als sich alle drei an einem gescheiterten Raubüberfall beteiligen, tötet Reinhold Pums. Als Mitwisser erpresst Franz daraufhin Reinhold. Franz will mit ihm das Drogengeschäft zu gleichen Teilen leiten und verlangt einen deutschen Pass. Daraufhin rekrutiert Franz mit Erfolg neue potentielle Dealer in seinem alten Flüchtlingsheim.

Mieze verkündet von Franz schwanger zu sein. Als Reinhold zu einer großen Kostümparty in Evas Club einlädt, beschließt Franz, Mieze in ihrem Zustand nicht mitzunehmen. Sie trifft sich daraufhin aus Trotz mit einem Kunden, der sich als Reinhold entpuppt. Um mehr über Franz Vergangenheit und den Unfall zu erfahren, lässt sie sich auf Reinhold ein und beide verbringen einige Stunden miteinander in einem Hotelzimmer. Auf die Party zurückgekehrt, präsentiert sich Reinhold als Großwildjäger, während er für Franz das Kostüm eines Gorillas ausgesucht und ihm den gewünschten Pass besorgt hat. Eva und Berta finden Franz’ Maskerade demütigend. Dennoch nähert sich Eva Franz wieder an.

Als Franz Reinhold nach der Party Mieze vorstellen möchte, überschlagen sich die Ereignisse. Mieze, die nicht von Reinholds Anwesenheit in ihrer Wohnung unterrichtet ist, ahnt, dass er für das Unglück in Franz’ Vergangenheit verantwortlich sein muss. Sie will mit Franz Berlin so schnell wie möglich verlassen. Auch bezeichnet sie Reinhold als Psychopathen. Die Situation eskaliert. Franz schlägt Mieze, woraufhin sie beide Männer aus der Wohnung wirft.

Franz zieht wieder bei Reinhold ein, der ihm Prostituierte zuführt, um ihn aufzuheitern. Franz kommt aber nicht über Mieze hinweg. Er trifft sich mit ihr. Mieze gibt ihm aber zu verstehen, dass sie nicht seine gute und böse Seite gleichzeitig lieben könne. Daraufhin will Franz aus dem Drogengeschäft aussteigen, verspricht aber Reinhold, weiter loyal zu ihm zu halten. Reinhold, der sich zu Mieze hingezogen fühlt, trifft sich mit ihr, um ihr die Wahrheit über Franz’ Unfall mitzuteilen. Mieze wiederum will Franz freikaufen. Reinhold nimmt die hochschwangere Frau mit auf einen Ausflug, um ihr das Flüchtlingsheim zu zeigen, in dem sich beide kennengelernt hatten. Erschüttert von den dortigen Zuständen flieht Mieze in den angrenzenden Wald. Für einen Kuss verspricht Reinhold ihr, die Wahrheit über Franz’ Unfall zu erzählen. Nach seinem Geständnis erwürgt Reinhold die zutiefst geschockte Mieze.

5. Kapitel:

Reinhold entlässt Franz aus seinen Diensten. Kurz darauf wird Franz wegen des Verdachts, Mieze getötet zu haben, verhaftet. Im Gefängnis versucht er sich aus Trauer und Schmerz selbst zu vergiften. In seiner Zelle wird er von Visionen von Reinhold und den Menschen, die er auf seiner Reise getroffen hat, heimgesucht. Zur gleichen Zeit vergnügt sich Reinhold berauscht in einem Club mit zwei Prostituierten. Im Fieberwahn scheinen die beiden durch ein unsichtbares Band verbunden zu sein. Reinhold gesteht den Mord an Mieze und versucht eine der beiden Frauen zu töten. Daraufhin wird er von der anderen Prostituierten niedergeschlagen und später von der Polizei verhaftet.

Epilog:

Franz hat sich dazu entschieden, noch einmal neu zu beginnen. Nach vier Jahren wird er als Francis aus der Haft entlassen. Eva holt ihm vom Gefängnis ab. Begleitet wird sie dabei von Francis’ Tochter, die den Mordanschlag von Reinhold in Miezes Mutterleib überlebt hatte. Francis findet sich am Brunnen auf dem Berliner Alexanderplatz wieder.

(Handlung / Quelle: Wikipedia)

Emotional aufgewühlt, berührend, großartig! Eine bewegende Geschichte einer Migration, einer Liebe und einer Stadt, die aktueller wohl kaum sein könnte.

Dazu wirklich erstklassiger Schauspieler wie Albrecht Schuch (Reinhold), der mich bereits in dem Film Systemsprenger überzeugte und den mir bisher unbekannten Welket Bungué (Francis / Franz) sowie „ältere Hasen“ wie der großartige Joachim Król, Martin Wuttke oder Thomas Lawinky.

Berlin Alexanderplatz – Trailer:

Wer also Lust auf einen wirklich gelungenen, langen und sehr gut gespielten Film hat, der sollte sich Berlin Alexanderplatz (Amazon Partner-Link) unbedingt ansehen. Eine tolle Geschichte, die tatsächlich so aktuell passieren kann, konnte oder wird.

Von mir eine klare Empfehlung!

Berlin Alexanderplatz – DVD Fakten:

Darsteller : Welket Bungué, Jella Haase, Albrecht Schuch, Joachim Król, Annabelle Mandeng
Seitenverhältnis : 2.39:1
Alterseinstufung : Freigegeben ab 12 Jahren
Produktabmessungen : 13.4 x 1.7 x 19.3 cm; 68 Gramm
Medienformat : Dolby, PAL, Breitbild
Laufzeit : 2 Stunden und 56 Minuten
Erscheinungstermin : 26. November 2020
Untertitel: : Deutsch, Englisch
Sprache, : Deutsch (Dolby Digital 5.1)
Studio : eOne Entertainment (Universal Pictures)
ASIN : B08DSZ3445
Anzahl Disks : 1

Markus

Vater, Fotograf, Blogger, Medienmensch, alles eher autodidaktisch, aber alles mit ganz viel Leidenschaft. Ist auch bei Twitter & Instagram unterwegs. Natürlich kann man mir auch bei Facebook folgen. Zusätzlich blogge ich auf markusroedder.de über Dinge, die hier keinen Platz finden.

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