Reingeschaut: American Gods (1. Staffel)

4. September 2017
5 Min. Lesezeit
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Man muss schon was abliefern, um die Menschen zu begeistern. Neil Gaiman hat mit seinem Weltbestseller American Gods und der Mischung aus Fantasy, Aspekten klassischer und moderner Mythologie sowie amerikanischer Folklore wirklich viele Menschen erreicht und diese begeistert.

Grund genug also, dass Bryan Fuller und Michael Green sich dem Bestseller angenommen haben und eine Serie produziert haben, die auf dem Sender Starz am 30. April 2017 zum ersten Mal ausgestrahlt wurde.

Worum geht es?

Shadow Moon sitzt wegen eines missglückten Raubüberfalls für drei Jahre im Gefängnis. Drei Tage vor dem Ende seiner Haftzeit wird er überraschend früher entlassen, nachdem seine Frau Laura zu Tode kam. Bald trifft er auf einen Mann namens Mr. Wednesday, der ihm einen Job als sein Bodyguard anbietet.

Dadurch erhält er Einblick in eine Welt, in der alte und neue Götter durch den Glauben der Menschen real geworden sind. Die alten Götter, die sich in das amerikanische Leben integriert haben, werden nun wieder von Mr. Wednesday versammelt, um gegen die erstarkenden neuen Götter bestehen zu können.

Die Grundidee? Worte: Neil Gaiman / Autor

American Gods basiert auf der Grundidee, dass über die Jahre all diejenigen, die nach America immigriert sind, ihre Götter mitgebracht und sich dann zum Großteil von ihnen abgewandt haben. Also befinden sich die Götter irgendwann in den Randgebieten der amerikanischen Gesellschaft, als Gauner, Prostituierte oder Tankwart. Oder sie arbeiten in heruntergekommenen Diners, aber sind trotzdem immer noch Götter.

Zum einen haben wir diese Götter, die nur noch sehr wenig Macht haben, da der Glaube an sie schwindet und zum anderen haben wir eine Menge schillernder und leuchtender neuer Götter. Götter des Internet, des Telefons, der Medien und Götter des Finanzsektors. All jener Dinge, denen die Amerikaner ihre Zeit, Liebe und Aufmerksamkeit gerne schenken. Und diese Götter werden mächtiger, weshalb alles auf einen Showdown zuläuft. Ein Krieg ist im Anmarsch.

Entweder die Welt ist verrückt oder du bist es. Such es dir aus und lass mich wissen wie du dich entschieden hast. Überstürz dabei nichts und nimm dir Zeit. Das ist eine wichtige Entscheidung Mr. Wednesday

Man muss schon sagen, das ganze ist etwas verwirrend und Mr. Wednesdays Aussage passt perfekt, die Serie ist verrückt, man sollte nichts überstürzen, sich darauf einlassen und sich Zeit nehmen, dann funktioniert das ganze.

Ich bin kein wirklicher Freund von Göttersagen, aber American Gods hat mich wirklich überzeugt, was bestimmt auch an dem hervorragenden Cast liegt und den wirklich tollen Bildern liegt. Hervorragend.

Trailer

Aber wer genau sind denn jetzt diese Götter?

DIE ALTEN GÖTTER

Mr. Wednesday – Odin

Mr. Wednesday, Odin oder Wotan: für den gewitzten Charmebolzen der Serie gibt es in AMERICAN GODS viele Namen. Und tatsächlich stammen sie alle aus der nordischen Mythologie, in denen der Allmächtige seinen Ursprung findet. Mr. Wednesday und Shadow Moon lernen sich an einem Mittwoch kennen, „meinem Tag“, wie der Göttervater selber sagt, denn das englische Wort Wednesday stammt vom angelsächsischen „Wodanstag“ (altertümlich für Mittwoch) ab. Wodan/Wotan ist der südgermanische Name für den nordischen Gott Odin, mit dem wir es hier in Form von Mr. Wednesday zu tun haben.

Auf dem Charakterplakat sehen wir Mr. Wednesday mit zwei Raben abgebildet und auch in der Mythologie des Nordens tritt er stets mit seinen zwei krähenden Begleitern Hugin und Munin auf, die ihm aufgrund seiner eingeschränkten Sehfähigkeit – er besitzt nur ein Auge, was die zwei unterschiedlichen Augenfarben in der Serie erklärt – alles ins Ohr flüstern, was sie sehen und hören. Als Göttervater aller ist es natürlich auch Mr. Wednesday, gespielt von Ian McShane, der sich auf die Suche nach allen anderen Göttlichen macht, um in den Kampf gegen die neuen Gottheiten zu ziehen.

Mad Sweeney – Leprechaun

Nicht nur die feuerroten Haare sind ein Hinweis auf die wahre Identität von Pablo Schreibers Charakter: der Mann mit dem cholerischen Gemüt und der Vorliebe für blutige Faustkämpfe ist ein Leprechaun, eine irische Folkloregestalt, die laut Mythologie stets eine magische Goldmünze mit sich trägt. Damit ist Mad (Englisch für „zornig“, „wütend“ – eine passende Beschreibung seines Charakters) kein Gott im eigentlichen Sinne, sondern entstammt der Sage nach dem mittelalterlichen König Buile Suibne, der einst zum ewigen Wandern verflucht wurde.

Und so wandert auch Mad Sweeney in AMERICAN GODS durch ein verfluchtes Amerika, auf der Suche nach seiner Goldmünze, die er zu Beginn der Serie Shadow Moon schenkt.

Bilquis – Göttin der Liebe

Die schöne Yetide Badaki spielt die biblische Königin von Saba, die in arabisch-islamischen Quellen auch Bilquis genannt wird. Bilquis ist halb Mensch, halb Dämon und die alte Göttin der Liebe.

Doch auch Liebe verliert in der modernen Welt an Bedeutung und so verdient sich Bilquis ihren Lebensunterhalt dieser Tage als Prostituierte, die ihre „Opfer“ erst auf laszive, teuflische Art verführt und im Laufe des Sex‘ regelrecht verspeist.

Komplette Hingabe, Leidenschaft und Verehrung – all das holt sie sich von ihren Gespielen, um sich wenigstens auch in der neuen Welt noch wie eine Göttin fühlen zu dürfen.

Easter – Ostern/Frühling

Farbenfroh und heiter, wie das blühende Leben, tippelt Easter, die germanische Göttin des Frühlings, durch die bizarre Welt von AMERICAN GODS.

Ostara (manchmal auch Eostrae) ist der vom Märchenonkel Jacob Grimm hergeleitete Name der Frühlingsgöttin, die hier von Kristin Chenoweth dargestellt wird. Mr. Wednesday und Shadow Moon treffen in der 1. Staffel AMERICAN GODS – wie passend! – an einem Ostersonntag auf die Blondine, die heutzutage darunter leidet, dass zwar viele das Osterfest, niemand aber sie als Göttin feiert.

Mr. Nancy – Anansi

Mr. Nancy (Orlando Jones), einer der wichtigsten Verbündeten von Mr. Wednesday und Shadow, verkörpert in AMERICAN GODS den westafrikanischen Gott der Geschichten: Anansi.

Eloquent und charismatisch weiß er es wie kein anderer, seine Umwelt durch trickreiche Geschichten in den Bann zu ziehen.

Anansi, dessen Mythos in Wirklichkeit vor allem durch verschleppte afrikanische Sklaven in die Karibik auch in der amerikanischen Welt Verbreitung fand, bedeutet übersetzt so viel wie „Spinne“. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass uns dieser beliebte Charakter das erste Mal in Form einer Spinne auf einem Sklavenschiff begegnet.

Czernobog – der Schwarze Gott

Rauchend, blutrünstig und gewaltbereit – so wird der slawische Gott Czernobog von Peter Stormare dargestellt. Und damit trifft der schwedische Schauspieler auch mitten ins bösartige Schwarze! In der slawischen Mythologie ist Czernobog für das Unheil der Welt verantwortlich; im Gegensatz zu seinem Bruder Belobog, dem weißen Gott, der für das Glück auf Erden zuständig ist. Lernen wir Czernobog auch erst einmal als furchtbaren Dickkopf und Widersacher von Mr. Wednesday kennen, so stellt sich im Laufe der Serie heraus, dass Czernobog sowohl Schwarz als auch Weiß in sich vereint und Gut und Böse manchmal näher beieinander liegen als man anfangs glauben mag …

DIE NEUEN GÖTTER

Mr. World – Globalisierung

Crispin Clover als anzutragender, allwissender Anführer der neuen Götter: Mr. World.

Die personifizierte Globalisierung erkennt, dass seine neuen Götter Technologie und Medien im Leben der Menschen des 21. Jahrhunderts immer mehr an Bedeutung gewinnen und stellt sich deswegen dem Krieg gegen Mr. Wednesday und seinem eingestaubten Gefolge.

Technical Boy – Gott der Technologie

Huldigt die Menschheit heutzutage kaum noch den alten Göttern, so preist und ehrt sie doch täglich den Neuen. Allen voran dem technischen Fortschritt, der hier in Form des Technical Boy ein Gesicht bekommt.

Das Aussehen des futuristischen Jungspunds verändert sich bei jedem Auftritt, was eine treffende Hommage an die schnelllebige Zeit der Technik sein dürfte. Heute noch der, kannst du morgen schon ein ganz anderer sein – und in dieser Welt ist laut Technical Boy (Bruce Langley) für die alten Götter kein Platz mehr.

Markus

Vater, Fotograf, Blogger, Medienmensch, alles eher autodidaktisch, aber alles mit ganz viel Leidenschaft. Ist auch bei Twitter & Instagram unterwegs. Natürlich kann man mir auch bei Facebook folgen. Zusätzlich blogge ich auf markusroedder.de über Dinge, die hier keinen Platz finden.

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