Reingelesen: Um keinen Preis verkaufen

Es werden Geschichten erzählt, es geht um die wilde Jagt nach den rarsten 78ern und die Suche nach der Seele Amerikas
27. Juli 2023
2 Min. Lesezeit
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Um keinen Preis verkaufen

Für die einen sind es einfach nur schwarze Scheiben mit dünnen Rillen, altbacken, braucht man nicht mehr, schließlich hat man heute so ziemlich alles an Musik via Cloud im Smartphone – stets hörbar! Für die anderen sind es Sammler- oder sogar Liebhaberstücke, an denen besondere Erinnerungen hängen, für diese Menschen sind diese schwarzen Scheiben eben etwas ganz besonderes und und es gilt: Um keinen Preis verkaufen und ja, zu denen zähle ich mich auch.

Nachdem ich irgendwann 1992/1993 meine erste Schallplatte kaufte (da hatte ich noch nicht mal einen Schallplattenspieler) war ich angefixt. Von 1998 bis 2012 habe ich dann ausschließlich mit Vinyl auf Hip-Hop-Partys aufgelegt und in diesem Zeitraum auch den Großteil meiner Sammlung erstanden. Von 2012 bis 2018 war ich dann zwar digital mit Serato unterwegs, habe aber die Liebe zum schwarzen Gold nie verloren und kaufe auch heute noch Musik auf Vinyl.

Im Buch von Amanda Petrusich geht es aber nicht um Vinyl an sich, sondern um den „Vorgänger“, die 78er Platten und hier sprechen wir nicht vom Jahrgang, sondern eben von Schellack-Platten.

Ein weiteres charakteristisches Merkmal der Schellackplatte ist die Abspieldrehzahl: Es gab Versuche mit 60 bis über 100 Umdrehungen pro Minute, wobei sich 78 min−1 durchgesetzt haben. Schon um 1930 herum gab es aber vereinzelt „Langspiel“-Schellacks, die mit 33 1/3 min−1 liefen und pro Seite gut zehn Minuten Musik boten, etwa mit Ausschnitten aus Bühnenshows; deren Tonqualität war aber gegenüber den „78ern“ (noch) deutlich geringer.

Wikipedia >>>

Dieses Buch ist voll von wirklich tollen Geschichten rund um diese 78er und es ist völlig egal, ob man etwas über solche 78er weiß, oder nicht, es geht um die teils schrägen Erzählungen dieser Obsession.

Die New Yorker Musikjournalistin Amanda Petrusich beleuchtet diese Welt der 78er-Sammler aus unmittelbarer Nähe, es geht um den Sound des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, um die Töne der Jazz-, Blues-, Country- und Gospelmusik auf Schellack sowie um die Jäger und Sammler eben dieser 78er Platten!

Ein verdammt interessantes Buch, das auf kluge und einfühlsame Weise über eine reine Dokumentation weit hinaus geht. Sie erzählt Geschichten über die Sammler und zeichnet gleichzeitig ein wichtiges Vermächtnis über die Geschichte dieser frühen amerikanischen Aufnahmen – die bis heute ein verdammt wichtiges Fundament für alle Musikstile weltweit geworden sind.

Dieses Buch handelt von Irrsinn, Zeit, Musik und Liebe…

Amanda Petrusich

Tolle Geschichten, die man unbedingt lesen sollte und dabei mal eben die ein oder andere musikalische Perle aus dem Meer von unfassbar vielen, tollen Songs fischen. Eine klare Empfehlung aus dem ZoomLab!

Und eins ist klar, das man als Plattensammler, völlig egal ob 78er oder klassisches Vinyl, doch einen an der Waffel hat. Ich weiß noch, als ich Gang Starrs „Step in the Arena“ auf 12inch oder Necros „Bury You With Satan“ für einen recht hohen Kurs ersteigerte (und die diesen Preis bis heute nicht gehalten haben). Ledlichglich das Album The Art Of Dying von Goretex ist bis heute recht Preisstabil und seiner Zeit hat mich schon der ein oder andere für verrückt erklärt, als ich dies Album kaufte.

Und mal ehrlich, ist es nicht wunderbar, in einer Gasse einen Plattenladen zu entdecken, hier vielleicht 2, 3 Stunden durch unterschiedlichste Alben und Singles zu stöbern und am Ende mit ein paar schönen Scheiben diesen Laden wieder zu verlassen? Vinylsammler werden mich verstehen…

Die Jagt nach raren Tonträgern bewegt sich auf einem schmalen Grad zwischen Euphorie und Wahnsinn. Und vermutlich haben sowieso alle, die sammeln, einen Knall.

Aus dem Vorwort von Um keinen Preis verkaufen


Personal Note: Unbedingt wieder die Rubrik „Vinyl & Mixtapes“ füllen!

Um keinen Preis verkaufen – Fakten:

  • Herausgeber:‎ Matthes & Seitz Berlin; 1. Edition (30. März 2023)
  • Sprache: ‎Deutsch
  • Gebundene Ausgabe:‎ 329 Seiten
  • ISBN-10: ‎3751803920
  • ISBN-13:‎ 978-3751803922

Markus

Vater, Fotograf, Blogger, Medienmensch, alles eher autodidaktisch, aber alles mit ganz viel Leidenschaft. Ist auch bei Twitter & Instagram unterwegs. Natürlich kann man mir auch bei Facebook folgen. Zusätzlich blogge ich auf markusroedder.de über Dinge, die hier keinen Platz finden.

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