Reingehört: Evidence – Unlearning Vol. 1

8. Juli 2021
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Eviedence

Evidence ist nicht nur ein äußerst begnadeter Geschichtenerzähler und Rapper, sondern auch ein verdammt guter Produzent und ein äußerst sympathischer Dude. Dass er gemeinsam mit Dilated Peoples Hip Hop Geschichte geschrieben hat, muss ich Euch ja nicht mehr sagen und bisher haben mich seine Soloalben auch alle überzeugt.

Unlearning Vol. 1, dem jetzt vierten Album von Evidence, habe ich jetzt gut 2 Wochen die Chance gegeben, mich zu überzeugen. Beim ersten durchhören fand ich es irgendwie lahm, es gibt, mit der Ausnahme von „Start The Day With A Beat“, nicht einen Song, der mich auf eine ganz besondere Art und Weise umhaut, wie es damals zum Beispiel Mr. Slow Flow (von der The Weatherman LP) live im Skaters Palace gemacht hat. Auch „You“, der auf dem Cats & Dogs-Album vertreten war, war damals so ein besonderer Moment, wie auch „Throw It All Away“ auf Weather Or Not.

Und hier liegt vielleicht schon das Problem. The Alchemist hat Throw It All Away produziert, You stammt aus der Feder von DJ Premier und Mr. Slow Flow wurde von Sid Roams in Kombination mit DJ Revolution produziert. Alles Hits. Unlearning Vol. 1 fehlt einfach dieser ganz besondere Hit.

Better You (prod. The Alchemist) kommt hier schon sehr nahe dran, steht aber am Ende bis auf ein, zwei Ausnahmen alleine da. Lost In Time (Park Jams), welches von Nottz produziert und mit Cuts von DJ Babu verfeinert wurde, macht dann auch noch viel Spaß, alle anderen Tracks schippern aber mit gefühlt gleichbleibender, sehr langsamen Geschwindigkeit entlang des sehr langen Flusses, der still und ohne großartige Turbulenzen in Richtung der untergehenden Sonne fließt. Ein weiteres Highlight im Sonnenuntergang ist dann Pardon Me.

Evidence live im Skaters Palace / © ZoomLab / Fotodinge

Hier wäre die ein oder andere Turbulenz aber sehr hilfreich und vor allem schön gewesen. Wenigstens ein paar Stromschnellen, die den Zuhörer wach halten. So langweilt mich dieses Album schon sehr und überzeugt mich am Ende auch überhaupt nicht, was ich schade finde, weil ich Evidence als Künstler sehr schätze und mir an dieser Stelle wesentlich mehr erwartet hätte.

Inhaltlich kann man überhaupt nicht meckern,  Michael Perretta aka Evidence liefert sehr persönliches ab. Es geht um Schlafstörungen und Depressionen (Won´t give up the danger) oder um den Umgang mit der Doppelrolle als Musiker und alleinerziehender Vater, es geht um Verlust, um innere Dämonen, mit denen Perretta zu kämpfen hatte und dadurch den ein oder anderen Freund verloren hat.

I’m orbiting, my son gave me more livin‘ / Needed time to get it right ‚cause I was tour-ridden

Evidence – Pardon me

Wenn man nur den Inhalt sieht, ist es ein außergewöhnlich starkes Album, eben weil Evidence auch ein starker MC ist, der hier in meinen Augen nur den falschen musikalischen Teppich gewählt hat. Mit wenigen Ausnahmen. Für nebenher eine gute Sache, ich hoffe allerdings, dass es entweder noch ein Remixalbum dazu gibt, oder dass das 5. Album wieder von den Beats her stärker wird.

Markus

Vater, Fotograf, Blogger, Medienmensch, alles eher autodidaktisch, aber alles mit ganz viel Leidenschaft. Ist auch bei Twitter & Instagram unterwegs. Natürlich kann man mir auch bei Facebook folgen. Zusätzlich blogge ich auf markusroedder.de über Dinge, die hier keinen Platz finden.

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