Reingelesen: »Ein Neger darf nicht neben mir sitzen« von David Mayonga aka Roger Rekless

5. Juni 2019
2 Min. Lesezeit
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Dieses Buch ist mehr als nur eine Geschichte über das Schwarz-Sein in Deutschland, es ist ein ehrliches Buch von und über einen Menschen, der in der bayrischen Provinz groß geworden ist, der eben einen Dialekt spricht, sich in erster Linie als Bayer fühlt und regelmäßig mit dem Thema Rassismus konfrontiert wird.

Ich habe lange überlegt, was für ein Buch ich schreiben möchte. Ich glaube, es ist für dich und mich wenig spannend, auf zweihundert Seiten zu erzählen, wie ich während meines Lebens rassistisch angegangen wurde. Wenn du das Buch ausgelesen hättest, würdest du denken: Aha! Nette Story mit wirklich schlimmen Geschichten über das Schwarz-Sein in Deutschland. Und ein paar nette Anekdoten über Hip-Hop in den frühen 90er-Jahren. Und am nächsten Tag im Bus auf dem Weg zur Arbeit setzen sie sich in der U-Bahn dann neben einen Schwarzen und sagen »Ich weiß, was du durchmachst, Bruder «…

David Mayonga

David geht hier auf intensive Antwortsuche. Was ist Rassismus eigentlich, wo kommt er her? Was ist Racial Profiling? Wie sich er ist die Kriminalstatistik? Gibt es überhaupt Rassismus im Alltag? Wie rassistisch sind Stereotypen in den Medien? Woher kommt eigentlich die Angst vor dem Fremden und wie können wir ihr begegnen?

Kein Ratgeber, ein Angebot!

Klingt jetzt erstmal wie ein Ratgeber zum Thema Rassismus, ist es aber nicht, es ist aber auch keine Biografie von David Mayonga oder dem Rapper Roger Rekless, es ist, wie er selber sagt, ein Angebot an Euch, an jeden Interessierten.

Und dieses Angebot ist wirklich großartig geschrieben, man kann es ausgesprochen gut und entspannt lesen, auch wenn man sich immer wieder selber ertappt, wie man sauer wird. Sauer über so viel Dummheit, mit der man einem Menschen begegnen kann. Zum Beispiel Davids Besuch beim AfD-Infotreffen des Kreisverbandes München-Süd:

»Das nächste ist vielleicht ein bisschen rassistisch«, erhebt Gerd erneut die Stimme und ich schaue in das von der Wirtin angetrunkene »Neger« Glas. Ein bisschen rassistisch? What in a thousand fucks soll das denn sein? Gibt es das überhaupt? So »ein bisschen« rassistisch? Gibt es ein »bisschen« tot? Ein »bisschen« gebrochene Knochen? Ist etwas Rassistisches nicht immer rassistisch, oder gibt es da ein Barometer, von dem ich nicht weiß und das den Grad an Rassismus für den Gerd misst?

David Mayonga

Wenn David in der Bäckerei mit »Was du wollen?« angesprochen wird, ist das in erster Linie sehr peinlich für den Fragenden, weil er scheinbar der deutschen Sprache nicht mächtig ist. Und warum Frauen ihre Handtasche fester halten, wenn David in den Bus einsteigt, weiß auch nur die Frau selber – aber warum gerade bei einem schwarzen Menschen? Im Normalfall müsste sie die Handtasche bei jedem Menschen festhalten – jeder ist ja ein potentieller Dieb.

Man merkt, das David das Thema sehr beschäftigt und dass es ihn täglich schmerzt und ja, es schmerzt auch beim lesen.

Aber es ist nicht so, dass man sich beim Lesen nur über diverse Vollidioten aufregt, man kann auch schmunzeln, die Art und Weise wie dieses Buch geschrieben wurde, ist einfach fantastisch. Es wird an keiner Stelle langweilig, es ist eine wunderbare Mischung.

Eine Lebensgeschichte, eine Doku, ein Ratgeber, ein Buch, das sich mit vielen Fragen beschäftigt und Antworten gibt, denn Rassismus geht uns alle an und wir können diesem nur durch Aufklärung und Gesprächen entgegenwirken.

Aus diesem Grund sollte jeder dieses Buch lesen, am besten wird »Ein Neger darf nicht neben mir sitzen« auf die Liste der Pflichtlektüren in Schulen aufgenommen, damit diese »Deutsche Geschichte« von möglichst vielen Menschen gelesen wird.

Über David Mayonga

David Mayonga (*1981 in München), auch bekannt als Roger Rekless, ist als Musiker (u.a. VI4R ZU E1NS) und Produzent überwiegend in der Hip-Hop-Szene unterwegs. Für den Bayerischen Rundfunk moderiert er auf PULS und Bayern 3. Zudem arbeitet der studierte Sozialpädagoge international in der offenen Jugendarbeit, unter anderem im Auftrag des Goethe-Instituts.

Fazit zum Buch: Hervorragend ehrlich geschrieben, dieses Buch ist tiefgründig und regt zum Nachdenken an. Und das schadet ja sowieso nicht. Nehmt Davids Angebot einfach mal an. Es lohnt sich.

Infos:

ISBN: 978-3-8312-0485-4
Seiten: 280
Produktart: Buch
Bestellnummer: BUCH10485
Veröffentlichung: 04.03.2019
Autor: David Mayonga

Markus

Vater, Fotograf, Blogger, Medienmensch, alles eher autodidaktisch, aber alles mit ganz viel Leidenschaft. Ist auch bei Twitter & Instagram unterwegs. Natürlich kann man mir auch bei Facebook folgen. Zusätzlich blogge ich auf markusroedder.de über Dinge, die hier keinen Platz finden.

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