Reingeschaut: Napola – Elite für den Führer

4. Oktober 2021
3 Min. Lesezeit
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Der Film Napola – Elite für den Führer erschien bereits im Jahr 2004 und ist seit Anfang September als limitiertes Mediabook erhältlich. Ich durfte mir das Mediabook und den dazugehörigen Film schon vor ein paar Wochen ansehen und muss ehrlich sagen, schon lange hat mich kein deutscher Film so krass mitgerissen.

Das recht schwierige Thema wurde hier gefühlvoll umgesetzt. Der Film zeigt mit einer beeindruckenden, detailreichen Ausstattung das 3. Reich aus der Sicht der Hitlerjugend. Und eins zeigt dieser Film schon mal ganz klar: Nazis waren und sind Arschlöcher* – schon immer!

(*Entschuldigung für die Ausdrucksweise, aber im in diesem Fall ist es absolut gerechtfertigt)

Worum geht es in Napola – Elite für den Führer?

Deutschland, 1942: Das Hitler-Regime ist auf dem Höhepunkt seiner politischen und militärischen Macht. Der 17-jährige Friedrich ist ein außergewöhnlich talentierter Boxer, was ihm die Türen zum Eliteinternat „Napola“ (Nationalpolitische Erziehungsanstalt) öffnet. Friedrich sieht dort die große Chance, sich aus den Klassenschranken zu befreien, und meldet sich in der Schule an. Zunächst ist er von der Aufbruchstimmung und den dort gebotenen Möglichkeiten hellauf begeistert. Doch als er den sensiblen Albrecht und dessen ebenso analytische wie pazifistische Denkweise kennen lernt, keimen Zweifel an der Herrlichkeit des Führers und seines Systems auf…

Neben einem wirklich gelungenen Setting überzeugen hier die Schauspieler, die ihre Rolle sehr authentisch rüberbringen. Dies liegt vermutlich auch an den ehemaligen Napola-Schülern, die hier den jüngeren Darsteller wie Max Riemelt, Tom Schilling, Florian Stetter und einige andere vor den Dreharbeiten beraten und gezeigt haben, wie man sich bewegt, salutiert, wie man spricht und sich verhält. Aber auch die „ältere“ Generation wie der großartige Justus von Dohnányi, Devid Striesow oder Michael Schenk konnten hier noch einiges lernen. Alle liefern in Napola eine äußerst glaubhafte und reale Darstellung ab.

Als wir zurückkamen, da war mir klar geworden, dass ich selbst Teil des Bösen bin, vor dem ich die Welt immer bewahren wollte.

Albrecht Stein (Tom Schilling) – Napola

Dieser Film hat mich absolut mitgenommen, begeistert und erschüttert. Hier wird eindrucksvoll gezeigt, wie sich die schreckliche Nazi-Ideologie schnell unter den Jugendlichen verbreitet. Ähnlich wie bei „Die Welle“, tauchen auch hier Fragen wie „Hätte ich auch so gehandelt und wäre ich genau so stark und mutig gewesen, wie in diesem Film Alfred Stein es war?“ auf, die einen auch nach dem Film noch beschäftigen. Ich glaube, keiner kann heute sagen, dass er es geschafft hätte, sich dem damaligen sehr starkem Gruppen- und Befehlszwang zu entziehen.

Ein sehr dramatischer und aufwühlender Film, der aber auch bei den extremen Szenen menschlich bleibt. Gezeigt werden nachvollziehbare Gefühle, Handlungen und Gedanken, kein sonst so übliches Schwarz-Weiß-Denken frei nach dem Motto „da ist jetzt aber der andere dran schuld“.

Wie eben schon erwähnt, wurden ein Dutzend Berater für die Recherchen befragt, die allesamt ehemalige Napola-Schüler waren. Hauptquelle hier war Uwe Lamprecht, der damals Jungmann in der Napola in Plön war.

Ein Dutzend Berater, die alle ehemalige Napola-Schüler waren, wurden für die Recherchen befragt. Die Hauptquelle bildete Uwe Lamprecht, der Jungmann der Napola in Plön war. Ein weiterer historischer Berater war der Autor Hans Müncheberg, der auch Napola-Absolvent war. Er empfahl allerdings, den Film quasi an einer fiktiven Schule spielen zu lassen, ohne den nationalsozialistischen Bezug. Diese Meinung teilten die anderen zur Recherche herangezogenen Berater und Zeitzeugen allerdings nicht, weshalb sich Müncheberg zurückzog und darum bat, nicht als Berater im Abspann des Films genannt zu werden.

Die im Film dargestellte Napola gab es in Wirklichkeit nicht, die Burg Bouzov (alle Außenaufnahmen der Erziehungsanstalt, die Innenhofansichten und einige Innenaufnahmen wurden dort gefilmt) in Tschechien war keine Erziehungsanstalt und Allenstein befand sich in Ostpreußen und nicht im Warthegau. Gewisse Handlungsstränge wurden überzogen dargestellt, so das dem Zuschauer schnell ersichtlich ist, dass es sich hier eher um ein Drama als um eine Geschichtsdokumentation handelt. Das ganze ist aber ein sehr, sehr gutes Drama, das man unbedingt sehen sollte und welches so auch in den Geschichtsunterreicht gehört.

Dennis Gansel (Regie) hatte eigentlich die Absicht, die Hauptrollen komplett mit Laien zu besetzen, um dem Publikum die Identifikation mit den Figuren zu erleichtern, aber keiner der gecasteten Schauspieler war gut genug und so wurden erfahrene Schauspieler wie Riemelt und Schilling engagiert.

Der Kinostart von Napola war am 13. Januar 2005, die deutsche Fernseh-Premiere war am 17. Februar 2007 und seiot dem 03.09.2021 gibt es Napola – Elite für den Führer im limitierten Steelbook, inklusive einem exklusiven 20-Seitigen Booklet von Christoph N. Kellerbach, das wieder mal sehr gut und informativ ist.

Napola – Elite für den Führer – Trailer:

Napola Bluray-Fakten:

  • Alterseinstufung: ‎ Freigegeben ab 12 Jahren
  • Regisseur: Dennis Gansel
  • Laufzeit: 1 Stunde und 57 Minuten
  • Erscheinungstermin:‎ 3. September 2021
  • Darsteller:‎ Max Riemelt, Tom Schilling, Justus von Dohnanyi, Michael Schenk, Julie Engelbrecht, Florian Stetter, David Striesow
  • Sprache:‎ Deutsch (DTS-HD 5.1)
  • Studio:‎ justbridge entertainment (Rough Trade Distribution)
  • Inhalt:
    – Exklusives Interview mit Regisseur Dennis Gansel (Booklet)
    – Umfangreiches Bonusmaterial
    – Limitiertes hochwertiges Mediabook inklusive Blu-ray
    – Exklusives 20-Seitiges Booklet von Christoph N. Kellerbach (Mediabook)

Markus

Vater, Fotograf, Blogger, Medienmensch, alles eher autodidaktisch, aber alles mit ganz viel Leidenschaft. Ist auch bei Twitter & Instagram unterwegs. Natürlich kann man mir auch bei Facebook folgen. Zusätzlich blogge ich auf markusroedder.de über Dinge, die hier keinen Platz finden.

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